Moderne Sklaverei
Ein Glück dass die Sklaverei abgeschafft ist. Alle Menschen sind frei. Jeder kann den Job erlernen und ausüben, den er machen möchte, und soviel Geld verdienen, wie er will. Wenn jemand das nicht schafft ist er selber schuld. So ist es doch, oder?
Ich möchte das ja sogar für unsere zivilisierten Länder zumindest ein bisschen infrage stellen. Aber in einem Teil der Erde gilt das sicher nicht. Ich behaupte sogar, in einem Großteil der Erde. Nehmen wir zum Beispiel den Kongo. Der „Kongo-Freistaat“ (von wegen) war Eigentum des belgischen Herrschers Leopold II. In Brüssel steht ein Reiterstandbild, das ihn darstellt.
Zum Glück ist das längst vorbei. Der Kongo ist eins der rohstoffreichsten Länder der Erde. Dementsprechend müsste man vermuten, dass er auch ein relativ reiches Land ist. Doch weit gefehlt. Wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts schürft man dort unter abenteuerlichsten Bedingungen Bodenschätze und verhökert sie auf eigene Rechnung. Nur werden die Menschen dabei, anders als seinerzeit in Amerika, nicht reich. Im Gegenteil. Sie tun das, um zu überleben.
Ich erinnere mich an einen Zwischenfall in Österreich und einen weiteren in Brasilien, bei denen jeweils eine Handvoll Kumpel in Bergwerken in Stollen eingeschlossen wurden. Beide Ereignisse waren ein riesiges Drama. In den Coltanminen des Kongo (jetzt kommen wir langsam zum Thema) stürzen ständig solche selbstgebuddelten Minen ein und begraben Menschen unter sich. Nach denen dann keiner sucht. Man erfährt nicht einmal etwas davon.
Ein Glück, dass uns das nichts angeht, dass wir nichts damit zu tun haben. Bei uns gäbe es das nicht. Bei uns wird nach jedem einzelnen Bergarbeiter gesucht, koste es was es wolle.
Filme wie „Blood in your mobile“ lassen uns ratlos zurück. Selbst wenn uns alles das nicht Recht ist, was können wir denn dagegen tun?
Als erstes, meint der Filmemacher im Gespräch, sollten wir unseren Freunden davon erzählen. Auch er wusste nichts von alledem, bevor jemand ihm davon erzählt hat. Als zweites sollten wir in Geschäften nach der Herkunft unserer Produkte fragen. Auch wenn uns das so unwichtig, so winzig vorkommt – es signalisiert zumindest ein Interesse daran, wie unsere Produkte hergestellt werden, und wenn genug Leute das tun, spricht sich das auch weiter. (Ich habe zum Beispiel in drei Supermärkten bei mir in der Nähe nach fairer Milch gefragt, und alle drei führen sie jetzt wieder, nachdem sie sie abbestellt hatten.) Wem das nicht genügt, kann Konzerne kontaktieren und seine Meinung kundtun – auch das wirkt, wenn genügend Menschen das tun. Und schließlich kann (und sollte) man natürlich auch unsere Regierungen in die Pflicht nehmen. Wenn es verboten wäre (rein theoretisch) Mineralien aus Kriegsländern zu kaufen, könnte man das ahnden. Da es erlaubt ist, das Zeug irgendwo zu kaufen (Hauptsache billig, egal wieviele Kinder in den Minen schuften) natürlich nicht.
Und schließlich: wir können auch einfach weniger kaufen. Wenn wir ein G4 besitzen, müssen wir dann ohne wenn und aber am 1. Tag, an dem es verfügbar ist, ein G5 kaufen? Weniger Konsum nimmt den Druck aus dem System. Und den Druck immer mehr Coltan und andere Erze zu fördern.
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