IG zu Fuß, Tag 5 – Kampf den Radfahrern
Dass ich in der Nähe der U-Bahn-Station Schönbrunn gefragt werde, wo denn das Schloss ist, bin ich ja gewöhnt. Aber heute ist es mir zum ersten Mal passiert, dass ich in der Mariahilfer Straße gefragt wurde, wo das Technische Museum wäre.
Link eine Fassade, die mir in der Penzinger Straße in der Nähe des Max-Reinhard-Seminars auffiel. Schade, dass die Pracht nicht lange erhalten bleiben wird! Außerdem machte ich folgende interessante Beobachtung:
Radwege werden in Wien nicht angelegt, um mehr Räder auf die Straße zu bringen, sondern um die Zahl der Radfahrer zu dezimieren, nach dem Motto: wer diesen Radweg als ernst gemeinte Einladung missversteht, wird Darwins Gesetz „der Stärkere überlebt“ kennenlernen.
Die Mariahilferstraße liegt friedlich vor mir in der Sonne. Plötzlich beginnt, scheinbar ohne jede Absicht, ein Radweg. Ich habe keine Ahnung, warum er ausgerechnet da beginnt, wo er anfängt, habe aber eine Vermutung. Solche Dinge werden ja von Stadtplanern angelegt. In diesem Fall dürften sie gerade Lust auf Pause gehabt haben, oder es war schon vier Uhr morgens, und sie hatten immer noch keinen Plan, wo in Wien sie einen Radweg anlegen könnten, also hängten sie einen Stadtplan an die Wande und spielten eine Runde Darts. Und überall, wo ein Pfeil eine Straße getroffen hatte, legten sie einen Radweg an.
Der Weg läuft eine Weile unschuldig die Straße entlang und hört dann später ebenso plötzlich wie unvermittelt wieder auf. Sodann verengt sich die Straße auf eine Autospur.
Nicht, dass der Radweg vorher uneingeschränkt von Radfahrern benutzbar gewesen wäre. Es handelt es sich nicht um einen echten Radweg, sondern um einen so genannten „Mehrzweckstreifen“, das heißt, Radfahrer dürfen ihn bis auf Wiederruf benützen, wenn nicht gerade ein Autofahrer ihn dringend benötigt, zum Beispiel zum Parken (siehe links, mehr Beispiele auf vienna.mybikelane.com).
(Jaja, ich weiß schon, dass das in der StVO anders formuliert und vorgesehen ist, aber in der Praxis gilt das Recht des Stärkeren.)
Das Ganze wiederholt sich wenig später: Radweg beginnt und endet in einer Autospur (immerhin steht in fetten Lettern „Ende“ auf der Straße.) Diesmal wird’s echt eng. Die Alternativen sind: vom Rad springen und es auf dem Gehsteig weiterschieben oder geradeaus weiterfahren und sich vom fließenden Autoverkehr, ähm, dezimieren lassen. Zumindest sieht es irgendwie aus, als wäre das die Absicht gewesen.
In nordischen Ländern wie Dänemark oder den Niederlanden werden Radfahrer ernst genommen, dort spricht man von einer „Radfahrer-Community“, die wenn es um Verkehr geht befragt und ernst genommen wird. In Wien spricht man von „Kampfradlern“, und meint damit, dass diese bösartig und rechtswidrig in den Straßenverkehr eindringen und aus diesem rasch wieder zu vertreiben sind. Tu felix Austria…
Freitag 5 August 2011 11:36
Fundstück: Radler haben Vorrang! http://vienna.mybikelane.com/post/index/17711
Freitag 5 August 2011 12:16
Danke, dem ist leider nichts mehr hinzuzufügen.
BTW auf vienna.mybikelane.com sind wir uns mehr oder weniger einig, dass die Nummerntafel als „indirekt personenbezogenes Datum“ ohne weiteres veröffentlicht werden darf.
Freitag 5 August 2011 13:24
Mehrzweckstreifen Win wesentlich sicherer als baulich getrennte Radwege. Es entfallen die gefährlichen Radfahrerüberfahrten. Das Verparken ist ein eigenes Problem, kommt aber auch auf Radwegen vor, wo es mangels Ausweichmöglichkeit meist noch schlimmer ist.
Freitag 5 August 2011 15:25
Mich würde ja interessieren, wieviele Leute ohne Führerschein täglich im Straßen-Verkehr mit dem Rad unterwegs sind…