monochrom’s ISS
Astronauten auf der ISS führen ein abenteuerliches Leben – umgeben von der gähnenden Leere des Raumes leisten unter vollster Konzentration mit großem Ernst der Menschheit große Dienste. Denkt man als normalsterblicher Erdenbürger, dessen Kontakt mit Astronauten meist recht eingeschränkt ist.
Die ernüchternde Wahrheit ist, dass der All-Tag oft ganz alltäglich ist. Auch Astronauten sind müde und grantig, wenn sie morgens (wie immer man das definiert) aus dem Schlafsack steigen, und auch Astronauten beschweren sich manchmal über ihren Job. Ihr Vorteil: im Weltall hört das keiner.
Die Künstlergruppe monochrom macht diese Beschwerden nun hörbar und sichtbar, auf der Bühne der Garage X in der Wiener Innenstadt. Auf einer mit sehr viel Liebe gestalteten Bühne, die genauso chaotisch aussieht wie die ISS selbst, entfaltet sich an vier Abenden aus den Spannungsfeldern der Charaktere ein so unvorhersehbares wie unausweichliches Chaos.
Morgens als erster kommt Captain Ulysses Van Hundsbak ins Modul, der nach einer Agressionstherapie den Anforderungen eines Kommandanten bestens gewachsen ist. Oder wäre. Gäbe es da nicht der Rest der Crew. Zum Beispiel Kosmonaut Lieutenant Fjodor Evgenewitsch „Fogo“ Golenko, der an einem wissenschaftlichen Experiment für einen Flug zum Mars teilnimmt. Dazu gehört, dass er sich nur einmal in 50 Tagen waschen darf. Oder die Kanadierin Dr. Claire Saint-Jacques, die man immer wieder daran erinnern muss, dass auf der ISS englisch gesprochen wird, bitte. Aber keiner ist so schlimm wie der Weltraumtourist Angus Slernotzki, der sich mit Computerspielen eine sprichwörtlche goldene Nase verdient hat, aber alles andere als erwachsen ist. Und der vieles, was auf der Raumstation vor sich geht, nicht ausreichend versteht, zum Beispiel dass man Labormäuse besser nicht retten sollte.
Wenn die Schauspieler die Bühne betreten, wissen sie genauso wenig über den Ausgang des Stücks wie die Zuseher. Das ist bei Improvisationstheater so.
Überraschend ist aber, dass das fulminante Desaster, auf das die ganze Schau unerbittlich zusteuert, trotzdem vorgegeben ist. Weil die Astronauten den Einflüsterungen aus dem Missionskontrollzentrum ESOC in Darmstadt geben, das von Dr. Mordecai Finkelstein (IL), Dipl.-Ing. Bodo Holtzmann (GER) und Dr. Reto Blücher (CH) geführt wird.
Jeder Abend auf monochrom’s ISS ist einmalig, die Handlung wie in einer Serie jedesmal eine andere. Damit der Nachwelt der Spaß erhalten bleibt, kann man die Episoden aber auf Vimeo nachsehen. Ladet eure Freunde ein, kauft Popcorn und freut euch auf ganz großes Weltraumkino.
Deshalb aber nicht ins Theater zu gehen, wäre ein schwerer Fehler, denn: Dabei sein ist alles!
Die nächsten Termine: 4. Mai und 1. Juni in Wien, Garage X, danach 6 Vorstellungen in Berlin (23., 24. und 25. Juni 2011 sowie 26., 27. und 28. Oktober in Berlin, Ballhaus Ost) Jede Episode hat eine einmalige Handlung.
Die ersten beiden Folgen sind auf Vimeo zu sehen.
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