Sternenlichtoase Großmugl
In der Nähe der Donaumetropole Wien die Milchstraße sehen, geht das? Ja, zumindest in einem kleinen Ort mit dem urigen Namen Großmugl, der sich auf das größte bronzezeitliche Hügelgrab Mitteleuropas bezieht. Astronomen und Sterngucker beklagen seit langem den Verlust des Nachthimmels, aber außer ihnen nimmt dieses Phänomen kaum jemand wahr. Um einem großen Publikum vor Augen zu führen, warum der Sternenhimmel schützenswert ist, veranstalteten zahlreiche Berufs- und Hobbyastronomen am 31. Juli ein Sternenfest in Großmugl, das in manchen Berichten bereits als „Woodstock der österreichischen Astronomie“ bezeichnet wird.
Schon lange vor Sonnenuntergang versammelten sich zahlreiche Himmelsbeobachter um ihre Geräte in Position zu bringen. Und ebenfalls im Licht der Abendsonne trafen bereits zahlreiche Besucher ein, die die lange Wartezeit bis zum Einbruch der Nacht gerne in Kauf nahmen, wurde doch auch bei Tageslicht schon einiges geboten.
Auf dem Hügelgrab herrschte stetes reges Treiben, die großen Teleskope, die da aufgebaut wurden, sieht man auch nicht alle Tage, und nicht zuletzt sorgte das Dorfgasthaus Schillinger auch für das leibliche Wohl, wenngleich manche kritische Stimmen beklagten, dass die angebote Kost rein vegetarisch war.
Die Sonne zeigte den ersten großen Sonnenfleck seit dem letzten Minimum, auf den alle nach jahrelanger Inaktivität sehnlich gewartet hatten. In einem Spezialteleskop konnte man sogar Protuberanzen bewundern, auch diese waren in den letzten Jahren rar. Ein viel schwierigeres Objekt, weil am Tageshimmel nicht mit bloßem Auge sichtbar, war die Venus – auch sie war schon vor Sonnenuntergang mit Teleskopen zu sehen.
Im Vorfeld des Festes wurden Schülerinnen zu einem Malwettbewerb eingeladen. Kurz vor Sonnenuntergang wurden die Gewinner bekanntgegeben und bekamen ihre Preise überreicht.
Die Geschichte dieser Sternenlichtoase begann im Jahr 2003, als ein besonders ergibiger Perseiden- Meteorschauer prognostiziert wurde. Einige Astronomen, unter ihnen Günther Wuchterl vom Verein Kuffner-Sternwarte, machten sich auf die Suche nach dem idealen Beobachtungsort und wurden in Großmugl fündig. Der sagenhafte Meteorsturm blieb zwar aus, und die Perseiden blieben weit hinter den Erwartungen zurück, aber Beobachtungen beim Hügelgrab wurde zur Tradition.
Um die Sternenlichtoase Großmugl zu schützen wurde eine Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe beantragt. Die Vollversammlung tagte zu genau der Zeit, zu der auch das Sternenfest stattfand, das Ergebnis wurde für diesen Abend erwartet.
Um eine Live-Schaltung nach Brasilien zu ermöglichen, suchte Markus Reithofer vom Verein Kuffner-Sternwarte mit dem Laptop auf dem gesamten Gelände nach einem Ort mit gutem Empfang – leider vergeblich. Wie später bekannt wurde, kam eine Entscheidung an diesem Abend nicht zu Stande.
Das Ausbleiben dieser Entscheidung tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch. Viele Besucher sahen zum ersten Mal bewusst die Planeten Jupiter und Saturn, beobachteten, wie die Sterne einer nach dem anderen in Erscheinung traten und schließlich auch die Milchstraße auftauchte, als um 22:10 Uhr die Ortsbeleuchtung abgeschaltet wurde.
Die Pracht währte jedoch nicht lang, denn kurz darauf war ein spektakulärer Mondaufgang zu bewundern.
Etwas irritierend waren zahlreiche Knicklichter, die von den Veranstaltern verteilt wurden. Nicht nur aus Überlegungen des Umweltschutzes fragwürdig, verbreiteten sie ein zwar schwaches, aber bei der Beobachtung trotzdem störendes Licht. Den Gedanken des Lichtschutzes vermittelten Leuchtkörper jedenfalls nicht.
Alles in allem wurde hier vielleicht – nein, hoffentlich! – der Grundstein für ein alljährliches öffentliches Sternenfest gelegt. Starparties unter Astronomen haben ja lange Tradition, aber die Öffentlichkeit fühlt sich zu solchen Veranstaltungen oft nicht eingeladen. Es bleibt zu hoffen, dass das Interesse an den Sternen wieder größere Kreise zieht!
Und wer weiß, vielleicht lässt sich auch der eine oder andere Hobby-Astronom dazu überreden, in Hinblick auf schwindende Ressourcen und steigende Umweltverschmutzung auf eine Reise nach Namibia zu verzichten und stattdessen den Sternenhimmel in Großmugl zu erkunden und zu fotografieren, wünscht sich
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Bericht Kuffner-Sternwarte
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