…jetzt mit Weltformel!
Als die „sexiest Science-Boygroup der Welt“ bezeichnen sie sich (dazu darf man vielleicht anmerken, dass es nicht viele Science-Boygroups gibt) – sie verzapfen langweilige Wissenschaft in teuren Shows, die immer ausverkauft sind. Man erfährt Dinge, die man in der Schule freiwillig nie lernen hätte wollen. Und nicht genug damit, jetzt kann jetzt auch noch ein Buch druckfrisch erwerben: „Wer nichts weiß, muss alles glauben“, mit dem verheißungsvollen Button „Jetzt mit Weltformel“. Na dann…
Ich erinnere mich noch gut, als ich vor Jahren den „alten Professor für Theoretische Physik“, wie Heinz Oberhummer sich im Buch bezeichnet, in der U-Bahn traf. Er erzählte mir etwas von „CiSci“, ein Begriff, den ich mir lang nicht merken konnte, weil er so sperrig war. Aber die Idee dahinter war phantastisch:
Durch den Film „Jurassic Park“ hätte sich das Wissen in der Bevölkerung über Dinosaurier um 10 Prozent erhöht. Das müsste man doch auch mit Physik schaffen. Er suche also nach Filmausschnitten, anhand derer man etwas über Physik erklären könnte. Die Sammlung ist schon recht umfangreich, an einer Erweiterung kann jeder Fachkundige gerne mitmachen.
Einige Zeit später gab es die ersten „Vorlesungen“ im Audi Max der TU Wien. Der sperrige Titel war durch „Science in Film“ ersetzt worden – ein Schritt in die richtige Richtung. Ich besuchte einige der Vorstellungen, die bereits vom heutigen Kernteam bestritten wurde: Heinz Oberhummer, Werner Gruber und Martin Puntigam. Aber die Vorlesung war noch sehr hochschulhaft, das Team nicht so richtig eingespielt, Martin Puntigam noch nicht so richtig provokant-goschert und der Titel noch nicht so richtig knackig.
Dann kam der Rabenhof mit dem Programm „Science Busters“ – die Straße zum Erfolg. Obwohl die Karten einen stolzen Preis haben, ist jeder Abend praktisch ausverkauft. Vielleicht liegt das an den Gimmicks, die in der Pause verteilt werden. Allerdings hat man in der Pause nicht mehr viel Lust darauf: Wenn sie zB. Rumkugeln verteilen, haben sie vorher erzählt, dass die Erde als schwarzes Loch etwa diese Größe hat. Wenn sie Erdbeerjogurt verteilen, wissen die Zuschauer, woher das Erdbeer-Aroma kommt: von Bakterien in Babywindeln. Für natürliche Aromen wachsen nämlich schlicht nicht genügend Erdbeeren auf diesem Planeten.
Was hat man von dem Buch? Nun – alle Shows auf einmal, garniert mit Polemik, Politik und viel schwarzem Humor. Man lernt für’s Leben, zB. wie es einem (Werner Gruber) erspart bleibt ein Jahr freiwillig beim Bundesheer bleiben zu müssen: „Super, lern ich da, wie man Leute umbringt, wie man sie an die Wand stellt und wie man Bomben bastelt?“ Wer weiß, welche Bombe er durch den Nacktscanner geschmuggelt hätte, wenn sie ihn genommen hätten… Leider ist Grubers Statement zum Thema Sicherheit nach seiner Demonstration nicht erhalten geblieben: Er erklärte damals, die einzige Möglichkeit, größtmögliche Sicherheit zu bieten wäre eine politisch stabile Lage, in der die Menschen ihre Lebensträume verwirklichen können und ein ruhiges, zivilisiertes Leben haben, ohne Furcht und ohne Angst. Das wäre das Einzige, was wirklich etwas nützen würde. Einige Kriminelle, die um jeden Preis Bomben basteln wollen, werde es immer geben, aber die könne man weder mit Nacktscannern noch mit sonstigen technischen Erungenschaften dauerhaft im Zaum halten. Dieses Statement hat mir sehr gut gefallen.
Bomben Basteln ist überhaupt ein Thema bei Science Busters. Den handgeschriebenen Zettel „Vorsicht, scharf“ bittet Martin Puntigam ernst zu nehmen, weil: „Wenn auf einer Parkbank steht ‚Vorsicht, frisch gestrichen‘, glauben Sie das ja auch!“ Und sie zeigen gnadenlos auf: Bildung ist auch für Terroristen nötig, um ihr Handwerk zuverlässig ausüben zu können.
Aber auch Schwindel mit Heilsversprechungen, seien sie nun medizinischer oder religiöser Natur, kommt bei den Science Busters auf die Schaufel. Etwa, wenn es um Marienerscheinungen im Weltall geht. Sie lachen? Glauben Sie mir, man hat schon außerirdisches Leben entdeckt! Nämlich auf Internationalen der Raumstation… Aber Scherz beiseite, ein Bakterium besitzt Fähigkeiten, die es auf der Erde gar nicht braucht, nämlich radioaktiver Strahlung zu trotzen. Kommt Deinococcus radiodurans aus dem Weltall? Sicher ist nur eins: Es kommt aus Heinz Oberhummers Haustierchen, den Alpakas (aus der hinteren Öffnung).
Wer noch mehr wissen will, kann bei Astrodicticum Simplex weiterlesen.
Aber das Buch ist nur der halbe Spaß. Wer nie gesehen hat, wie Werner Gruber es krachen und blitzen lässt, während sich Martin Puntigam und Heinz Oberhummer mit Helmen und Schutzbrillen hinter Glaswänden und Sandsäcken verschanzen, der hat was verpasst. Ehrlich! Die Deutschland-Tournee beginnt im Oktober – sichern Sie sich Karten so schnell Sie können, sonst sind sie weg.
Science Busters gibts auch als Podcast bei FM4.
Und hier die Nacktscanner-Sendung (Bomben basteln für Fortgeschrittene) auf Youtube:
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