Aura beschäftigt Astrologen…
Journalismus ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Es gibt Journalisten, die finden in einer NASA-Pressemeldung das Wort „Aurora“ und übersetzen es recht originell mit „Aura“. Worum es sich dabei handelt – offenbar keine Ahnung. Und dass das Wort „Aurora“ zwar in der deutschen Sprache existiert, im Zusammenhang mit dem in der Pressemeldung beschriebenen Phänomen jedoch häufiger der Begriff „Polarlicht“ verwendet wird, war dem Kollegen offenbar ebenfalls unbekannt.
Aber sei’s drum. Polarlichter gibts in unseren Breiten ja relativ selten, woher sollte der Schreiber also so etwas kennen. Etwas anderes ist ihm offenbar ebenfalls völlig unbekannt, nämlich der Umstand, dass nicht alle, die sich mit den Sternen beschäftigen, Horoskope erstellen. Wie anders kann man sich das erklären, wenn man folgenden Text liest: „Eine rätselhafte Aura über dem Saturn beschäftigt derzeit Astrologen auf der ganzen Welt.“
Ich wage mal zu vermuten, dass Astrologen auf dem Saturn weder eine Aura noch eine Aurora entdeckt hätten, auch kein Polarlicht. Dazu hätten sie eine Raumsonde basteln und hinschicken müssen, und mir ist kein einziger Astrologe bekannt, der jemals solches unternommen hätte.
Doch weiter im Text: „In einem Rhythmus von 45 Minuten erlischt das eigenartig leuchtende Band vollständig, um kurz darauf wieder aufzuflammen. Entdeckt wurde es von der Raumsonde „Cassini“ der US-Raumfahrtbehörde NASA, die das Phänomen mit Infrarot fotografiert und zur Erde übermittelt hat.“
An sich bin ich ja immer sehr froh bis glücklich, wenn in „normalen“ Zeitungen überhaupt über den Weltraum berichtet wird. Aber auf solche Art und Weise? Da läuft einem die Gänsehaut über den Rücken. Dass dieser Beitrag in der Kronen Zeitung erschienen ist, der Zeitung mit der höchsten relativen Reichweite der Welt, macht die Sache nicht weniger peinlich. (Aber auf hämisch eingeworfenes Grinsen muss ich jetzt schon noch erwähnen, dass die ABSOLUTE Reichweite der Bild höher ist!)
In Astronomenkreisen wird immer wieder sehr kontrovers darüber diskutiert, ob man das Thema Astrologie anfassen oder als lästiges Übel hinnehmen soll. Dass man von Normalsterblichen auf die Erwähnung „Ich beschäftige mich mit Astronomie“ freudestrahlend gefragt wird, „Oh toll, dann können Sie mir ja ein Horoskop erstellen!“, daran gewöhnt man / frau sich ja irgendwie. Aber dass die Begriffe in (wenn auch sehr bescheidenen) Zeitungen genauso selbstverständlich verwechselt werden, gibt mir ehrlich gesagt schon zu denken.
In Wien wurde nach einer Demonstration von Astronomen ein Ausbildungskurs zum Berufsastrologen am Wiener Wifi eingestellt. Dieser Kurs bot den ersten Anstoß zu einer Kursreihe, die an der Kuffner-Sternwarte veranstaltet wurde und in Sachen Astrologie aufzuklärte. Offenbar hat es nichts genützt.
Aufmerksame Leser von APOD kennen das im Artikel dargestellte Bild, wer mehr darüber wissen möchte, kann hier nachlesen.
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